Geschichte der Rosenkultur
Die ältesten schon im Mittelalter bekannten Rosensorten sind die purpurfarbene Rosa gallica und die weiße Rosa x alba. Auf den mittelalterlichen Tafelbildern versinnbildlichen weiße Rosen die Keuschheit der Jungfrau Maria, während rote Rosen auf die Passion Christi hinweisen.' Die Rose gehörte darum als Pflanze des Heils auch zu den in den Klostergärten kultivierten Heilpflanzen. Von da fand sie ihren Weg in die Kräutergärten der Burgen und um ihrer religiösen Symbolik willen auf die goldgrundigen Blumenborten, mit denen Miniaturenmaler die kostbaren Stundenbücher des 15. und 16. Jahrhunderts schmückten. Sie war - auch ohne religiösen Hintergrund - eine der wichtigen Arzneipflanzen in den Apothekergärten.
Alba und die Damaszenerrose sind nach bisherigen Erkenntnissen Kreuzungen der Rosa gallica. Aus dem Orient kamen in der Renaissance Rosa X damascena als erste gefüllte rosa Form und die weiße Moschusrose Rosa moschata (einfach und gefüllt) hinzu. Seit 1581/83 sind in den Niederlanden und Flandern drei noch heute existierende Sorten von Rosa gallica nachgewiesen.
Rosa centifolia, die 'Hundertblättrige Rose', ist sehr wahrscheinlich im 16. Jahrhundert in Holland aus Mehrfachkreuzungen spontan entstanden (keine beabsichtigte Züchtung!). Ende des 16. Jahrhunderts löste die Rosa x centifolia die Rosa gallica als beliebteste Gartenrose ab.
Moosrosen, "Rosa musoca", sind eine Mutation aus der Zentifolie mit moosartigen Drüsenborsten an Blütenstielen und Blütenkelchen. Sie wurden ebenfalls noch im 16. Jahrhundert gefunden, möglicherweise in einem Leipziger Rosengarten. Mutationen - zufällige Erbgutveränderungen - werden bei Gärtnern auch Sport genannt.
Gallica, Alba, Damaszener, Zentifolien, Moosrosen und die aus ihnen entstandenen Kreuzungen - zufällig oder bewusst gärtnerisch gezüchtet - sind die „alten Gartenrosen"
Das übliche Rosensortiment des Barock umfasste nicht mehr als etwa 20-25 Sorten. Durch Aussaat wurden nach 1750 weitere Formen erzielt, die mit Ausnahme der 'Perle von Weißenstein' (Schwarzkopf 1773/85) nicht mehr vorhanden sind.
Mit den ersten Sorten von Rosa chinensis (ca.1789), R. multiflora (1788) und Hybriden, die als Rosa x odorata bezeichnet werden, waren aus China neue Kreuzungspartner für die moderne Rosenzüchtung nach Europa gelangt. Wegen ihres angeblichen Teedufts wurden die chinesischen Sorten und ihre Abkömmlinge „Theerosen" (Rosa thea Savi 1822) genannt. Entscheidend war, dass diese Rosen „Dauerblüher" waren.
Die Züchtung wurde hauptsächlich in Frankreich betrieben. Fast alle der frühen Züchtungen waren Zufallssämlinge, deren Eltern oft auch nicht bekannt waren. Die Handelsgärtner Jacques-Louis Descemet (1761-1839) und Jean-Pierre Vibert (1777-1866) begannen 1810/12 mit der Aussaat Tausender von Samen zwecks Gewinnung neuer Sorten. In Italien zog Luigi Villoresi(1779-1823) über so neue Sorten von aus China stammenden Rosen. Noch erhalten ist seine Sorte Bella di Monza' (VoI 1820).
Es entstanden Rosensammlungen, die bekannteste ist wohl die Sammlung Napoleons Bonapartes Gemahlin Josephine. Die Rosen auf ihrem Landsitz „Chateau de Malmaison“ wurden malerisch von Pierre-Joseph Redoute‘ dokumentiert. Es gab in Malmaison rund 250 Rosensorten, davon allein über 150 Varianten der Rosa Gallica.
Im 19. Jahrhundert entstanden auch die Gruppen der Noisette- und Bourbonrosen, die in der Biedermeierzeit die beliebtesten waren, und die kräftigen Remontantrosen (Frankreich 1837).
Die Teehybriden, beginnend mit La France (Guillet 1867), vereinigten Winterhärte und mehrfache Blüte und lösten die Teerosen und Remontantrosen ab.Um 1850 gab es rund 2.000 Sorten.