Rosa centifolia "Fantin Latour"
Bengal Hybriden sind, wie der Name schon sagt, die Kreuzungsprodukte der ersten Rosen aus der Chinensis Klasse mit den alten, einmalblühenden europäischen Gartenrosen. Sie weisen Eigenschaften beider Gruppen auf, sind aber in der Regel einmalblühend (während ihre Nachkommen in der zweiten Generation häufig öfter blühend sind).
Das zum Immergrünen neigenden Chinensis-Erbe macht, dass sie nicht ganz frosthart sind, denn sie schließen Wachstum und Reife später ab. Sie behalten das Laub meist länger und neigen zum früheren Austreiben (was bei starken Spätfrösten zu mehr Schäden führt).
Obwohl ein Bengalhybrid, wird die Rose "Fantin Latour" heutzutage als Centifolie bezeichnet.
Geschichte zu der Rose "Fantin Latour"
Eine kleine Überraschung vorweg: "Fantin Latour" ist keine Malerrose. Obwohl sie nach einem damals sehr bekannten Maler benannt wurde: Henry Fantin Latour.
Trotzdem gehört diese Rose mit dem Namen “Fantin Latour” nicht zu der Gruppe von dem französischen Züchter “Delbard” gezüchteten Malerrosen. Und das ist gut so, leider sind diese nämlich eher für das französische Klima gezüchtet und erfrieren doch leichter als die robusten Alten Rosen. Die Malerrosen sind meist zweifarbig gestreift, wobei die Zeichnung und Farbe jeder einzelnen Blüte variiert. Delbard benannte sie nach den Malern des Impressionismus “Camille Pissaro”, “Claude Monet”, “Edgar Degas” usw.
Die Rose "Fatin Latour" ist aus der Zucht von Bunyard 1938. Diese sehr wüchsige Centifolie bringt dichtgefüllte, rosa Blüten hervor, die beim Verblühen in ein warmes zartrosa übergehen. Sie verzaubern uns dabei mit einem fantastischen Duft. Die Pflanze hat einen kräftigen, buschigen Wuchs. Die großen, zartrosa und sehr gut duftenden Schalenblüten öffnen sich aus tief karminrosa Knospen, die meist zu Dritt in kleinen Büscheln stehen. Die Rosenblüte ist dicht gefüllt, ihre Mitte zunächst etwas kräftiger rosa, mit der Zeit wird sie zartrosa. Das Laubwerk ist tiefgrün, großblättrig und verträgt auch halbschattige Bedingungen. Der Strauch bildet lange, fast stachellose und bogenförmig überhängende Triebe. Diese können an einer Wand als Kletterrose gezogen werden. Freistehend wird der Strauch etwa 2 x 2 m groß.
Zur Person Henry Fantin Latour
Er war ein bekannter Maler und Zeitgenosse von Edouard Manet. 1869 setzt er Manet als Begründer der impressionistischen Schule mit seinem zweiten Gruppenbildnis „Atelier in Batignolles“ (Paris, Musée d’Orsay) ein Denkmal. Fantin portraitiert darin neben Émile Zola auch Renoir, Bazille und Monet. Sich selbst platziert er in der Gruppe um Manet, zwar nicht im Zentrum, aber in dessen Umkreis. Ein Mißverständnis, denn der Impressionismus interessiert ihn nicht. Eine neue Schule des Sehens – was wollten sie sehen, Renoir, Bazille, Monet, was nicht schon die alten Meister gesehen hatten? Farbige Schatten? Als hätten Delacroix und Velazquez keine gemalt!
Fantin-Latour verbringt Jahre im Louvre, versenkt sich in die Gemälde der Alten Meister, Veronese, Rembrandt, Velazquez. Von Jean-Siméon Chardin, dem Rokoko-Meister, einem Virtuosen des Stillebens, übernimmt er „das Ideal der Einfachheit und Harmonie“. Eine Brioche, ein blau-weißer Fajencekrug. Nichts sonst, nur duftige Farbigkeit. Und eine leise Musikalität, die der leidenschaftliche Wagnerianer in Chardins Kolorit heraushört.
Bereits im „Stillleben zur Verlobung“, das er 1869 seiner Braut, der Malerin Victoria Dubourg schenkt, klingt Chardins zartes Blau-Weiß. Vor grauem Hintergrund hebt sich eine schlanke Fajence-Vase ab, Narzissen und Hyazinthen blühen darin, von einem Rotweinglas, Kirschen und Erdbeeren wie mit einem karmesinroten Rahmen umschlossen. Die Erdbeeren duften, eine cremig gemalte, weiße Kamelienblüte liegt neben dem Glas, in dem der Wein dunkelrot glüht – man spürt die Malerei am Gaumen, schmeckt sie, fühlt die Frische der Erdbeeren, die pralle Glätte der Kirschen, die zarten Blütenblätter, das spiegelnde Glas...
Mit diesem Bild also verlobt er sich mit Victoria Dubourg. Das Stillleben ist ein koloristisches Juwel, eine der schönsten Liebeserklärungen der Kunstgeschichte. Er schenkt es ihr, die er oft portraitiert: eine elegante, souverän-distanzierte Blondine, die alles zu verstehen scheint. Denn Dubourg ist ebenfalls Malerin, Stillebenmalerin. Es ist die einzig mögliche Verbindung für den hypersensiblen Künstler, der auf allen seinen Selbstbildnissen so wirkt, als habe er sich kurz zuvor fahrig das lange Haar aus der Stirn gestrichen, zerstreut, immer in Gedanken, eingesponnen in seine eigene Welt. Drei Jahre zuvor hatten sie sich im Louvre kennengelernt. Beide kopieren „Die mystische Verlobung der heiligen Katharina“ (sic!) von Granacci.
Warum das Paar nach der Verlobung noch sieben Jahre bis zur Hochzeit 1876 wartet? Nirgends findet sich auch nur eine Zeile in seinen Tagebüchern. Und doch ist klar, warum. „Je suis pris“ sagen Dahlien in der Blumensprache, die im Frankreich des Jahres 1872 jeder versteht. „Ich bin vergeben“. Hingegeben ist er an diese Blütenpompons, an ihre zärtliche Pummeligkeit, ihre sprühenden Farben – vergeben an die Malerei.
„Außerhalb meiner Kunst bringe ich nichts zustande, habe ich nichts zu sagen“, schreibt er „Denn die Kunst fordert alle Opfer, die Kunst geht über das Leben hinaus.“