Diese Vertreterin der Gallischen Rosen, die “Apothekerrose”, lateinisch Rosa gallica “officinalis” taucht den Garten im Sommer in ein duftendes Blütenmeer. Sie ist die älteste kultivierte Rose und wurde schon seit den ersten Hochkulturen zur Herstellung von Rosenöl angebaut. Perser, Römer und Ägypter schätzten ihren verführerischen Duft und ihre heilende Wirkung. Durch die Kreuzritter gelangte sie nach Provins / Frankreich, wo sie im Mittelalter ihre Hochblüte als kostbarste Ölrose erlebte.
Die Rosa gallica gilt als “Mutter der europäischen Gartenrosen”, aus ihr entstanden beispielsweise Damaszenerrosen, Zentifolien und Alba-Rosen.
Im 18.Jahrhundert soll es über 1000 verschiedene Gallica Rosen gegeben haben.
Sie bildet einmal im Juni große, halbgefüllte und purpurrote Blüten, die ihre sattgelben Staubgefäße präsentieren. Die Überlebenskünstlerin besitzt gesundes, derbes Laub und wächst auch unter weniger guten Lichtverhältnissen. Dank ihrer Blüten und Hagebutten ist sie auch für die Tierwelt eine wichtige Nahrungsquelle. Sie vermehrt sich auch über Wurzelausläufer.
Geschichte der “Apothekerrose”
Die Apothekerrose, auf Lateinisch Rosa officinalis, ist zugleich als »Rote Rose von Lancaster« und als »Rose von Provins« bekannt. Ihr Laub ist dunkelgrün, die Blüte hell karmesinrot, die Staubgefäße sind goldgelb. Die Blütenblätter bewahren ihren Duft getrocknet und zu Pulver zerstampft besser als jede andere Rose.
Vor allem in Persien wurde die Rose zur Herstellung aller möglicher Arten von Arzneien für Therapie und Vorbeugung verwendet. In Schiras und Umgebung entwickelte sich eine eigene Industrie zur Herstellung des Rosenwassers, das man als »Julep« bezeichnete; allein der Kalif von Bagdad bezog jährlich 30 000 Flaschen dieser
»Essenz roter Rosen«. Der Parfümhändler, der Al Attar, hatte wie ein moderner Apotheker die Lizenz, eine Medizin zu mischen, in der neben zerstoßenen Blütenblättern auch Rosenöl enthalten war. Im islamischen Bagdad gab es zahlreiche Parfümerien und 27 000 öffentliche Badehäuser, und alle Patienten in den Hospitälern der Stadt mussten zweimal wöchentlich gebadet werden. Rosenextrakte und Rosenwasser spielten bei der Hygiene eine bedeutende Rolle.
Im 13. Jahrhundert entstand um die Stadt Provins südöstlich von Paris eine kleine Industrie
um den Anbau von R. gallica var. officinalis. Die dortigen Apotheker mischten die Blüten unter Marmeladen und Salben, die sie als Heilmittel verkauften. Etwa um dieselbe Zeit nahm Edmund Crouchback, der erste Earl of Lancaster und zweite Sohn Heinrichs III. von England aus dessen Ehe mit Eleonore von Provence, dieselbe Rose in sein Wappen auf, das es somit - wie das des Hauses York mit seiner weißen Rose - schon 200 Jahre vor den Rosenkriegen gab.
Im 14. Jahrhundert hatten die Apotheker Zugang zu medizinischen Texten aus dem Altertum und dem arabischen Raum, die von den Benediktinermönchen von Salerno veröffentlicht wurden. In den folgenden drei Jahrhunderten wurden in England und Frankreich gültige Gesetze erlassen, in denen die Ausbildung und die Geschäftspraktiken der Apotheker genau geregelt waren. In Frankreich mussten sämtliche Heiltränke und Einreibemittel genau beschrittet und mit dem Herstellungsdatum versehen wer-den, was auch für Extrakte der Apothekerrose galt. Wer beim Verkauf von nicht mehr frischer Ware ertappt wurde, musste 50 Livres zahlen und zusehen, wie die Vorräte vor dem Geschäft verbrannt wurden. Verfaulte Rosenblätter konnten den Ruin einer Apotheke bedeuten.
(Quelle:Graham Murphy, "Old roses", 2003 The National Trust)
Die Rosenkriege
Im 13. Jahrhundert nahm Edmund Crouchback, der erste Earl of Lancaster und zweite Sohn Heinrichs III. von England aus dessen Ehe mit Eleonore von Provence, diese Rose in sein Wappen auf, das es somit - wie das des Hauses York mit seiner weißen Rose - schon 200 Jahre vor den Rosenkriegen gab. Als ’Red Rose of Lancaster’ wurde sie im Wappen des englischen Königshauses endgültig zur Berühmtheit.
Die so genannten Rosenkriege fanden in der Zeit von 1455 bis 1485 in England statt. Zwei adelige englische Familien, das Haus York und das Haus Lancaster, führten einen heftigen Krieg um den englischen Thron. Beide stammten aus dem Hause Plantagenet und damit von König Edward III. (1312-1377) ab, einem der mächtigsten Könige des Mittelalters. Beide Familien führten in ihrem Wappen eine Rose, das Haus Lancaster eine rote und das Haus York eine weiße Rose. Daher kam auch die Bezeichnung "Rosenkriege". Am Ende wurde ein anderes Herrschergeschlecht zum "lachenden Dritten", denn mit Heinrich Tudor, der mit dem Haus Lancaster verwandt war, kam 1485 ein neuer König an die Macht. (Heinrich VII). Da er die Tochter Edwards IV. aus dem Hause York heiratete, konnte dadurch der Streit geschlichtet werden. Sein Sohn, ebenfalls ein Tudor, der später als Heinrich VIII auf dem Thron kam, sollte aufgrund seiner zahlreichen Ehen noch bekannter werden als der Vater.